Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen
schließen X


Unsere Leitlinien...

Marie Juchacz (1879-1956)
Sozialreformerin
Frauenrechtlerin
Gründerin der AWO
Mehr zu Marie Juchacz...

AWO Position zur Migrations- und Einwanderungspolitik

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Die Arbeiterwohlfahrt hat sich durch ihr Engagement in der Arbeit mit Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen zu uns gekommen sind, schon seit langem dieser Tatsache gestellt. Dies kommt in unserem Grundsatzprogramm und unseren Leitsätzen klar zum Ausdruck. Wir wenden uns unmissverständlich gegen jede Form von Rassismus und Fremdenhass. Die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft ist für die Arbeiterwohlfahrt eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Die Arbeiterwohlfahrt steht für Humanität, soziale Gerechtigkeit, gegenseitigen Respekt sowie gleichberechtigte Teilhabe. Diese Werte bestimmen unsere Leitlinien und Leitsätze.

Beratung und freiwilliges Engagement. Die AWO berät und unterstützt alle Menschen, unabhängig von ethnischer Herkunft, Nationalität, Religion, Weltanschauung oder Geschlecht. Wir wenden uns Menschen zu, die Hilfe und Unterstützung benötigen. Unser Handeln basiert auf Fachlichkeit und Verlässlichkeit. Die Arbeiterwohlfahrt schafft dabei die Voraussetzungen, die freiwilliges Engagement in kooperativem Zusammenwirken von ehren- und hauptamtlicher Arbeit ermöglicht und fördert. Beide Bereiche sind gleichbedeutend und profitieren voneinander.

Fachlichkeit und Bildung. Die Arbeiterwohlfahrt legt großen Wert auf die stetige fachliche und persönliche Entwicklung ihrer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch interne und externe Qualifizierungsmaßnahmen. Sie motiviert zum ehrenamtlichen Mitarbeiten und unterstützt die Aufgaben der ehrenamtlichen Helfer*innen.

Eine inklusive Gesellschaft. Inklusion ist für uns ein gesellschaftspolitischer Zustand, der alle Menschen als Mitglied unserer Gesellschaft versteht, ohne zu Fragen woher Menschen kommen, welche Hautfarbe, sexuelle Identität oder religiöse Weltanschauung sie haben. Entgegen der teils durch Medien und Politik verbreiteten Debatte über das Scheitern der Integration stehen wir mit unseren Einrichtungen und Diensten seit mehr als 50 Jahren für die erfolgreiche Begleitung und Beratung von Zuwanderinnen und Zuwanderern in ihren unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensphasen.

 Solidarität und Teilhabe. Die Arbeiterwohlfahrt tritt ein für die Gestaltung einer Gesellschaft die auf Humanität und Solidarität aufbaut. Dies bestimmt unser Selbstverständnis besonders in der Migrations- und Teilhabepolitik. Wir engagieren uns für eine gleichberechtigte Teilhabe aller hier lebenden Menschen und treten für eine interkulturelle Öffnung unserer Gesellschaft ein.

AWO und Geflüchetete. Die Arbeiterwohlfahrt übernimmt Verantwortung als Träger von Beratungseinrichtungen und bei der Betreuung von Unterkünften für Geflüchtete und Migrant*innen. Sie steht dabei für einen hohen Standard ihrer Dienstleistungen. Besonders bei der Betreuung der Unterkünfte ist es uns besonders wichtig, ein Wohnumfeld zu schaffen, das die geflüchteten Menschen dabei unterstützt, sich in der neuen Umgebung einzuleben und Verlust und Fluchterfahrungen zu verarbeiten. Viele geflüchtete Menschen und Asylsuchende sind stark traumatisiert durch die Erfahrungen und Erlebnisse, die sie bei Ihrer Flucht machen mussten. Mit Sorge sehen wir, dass die Flüchtlingspolitik auf den Ebenen Bund, Länder und Kommunen ebenso wie auf europäischer Ebene nicht mit der nötigen Unterstützung behandelt wird.

 

Forderungen:

 

  • Die AWO fordert die Bundesregierung auf, ihre Verantwortung für die Flüchtlingspolitik angemessen wahrzunehmen, denn nur der Bund ist in der Lage die nötigen Finanzmittel bereitzustellen.
  • Die AWO fordert im Interesse der vielen Geflüchteten und Schutzsuchenden eine erhebliche Beschleunigung der Asylverfahrensprüfung bzw. Feststellung des Status. Dazu muss das „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ personell verstärkt werden. Es darf nicht weiter so sein, dass Asylsuchende oder geflüchtete Menschen unnötig lange nur eingeschränkten Zugang zu Hilfen für den Spracherwerb und zum Arbeitsmarkt bekommen. So ist ein eigenverantwortliches Leben und eine Integration in unsere Gesellschaft nur schwer zu erreichen.
  • Die AWO fordert, dass allen Geflüchteten unverzüglich per Gesetz der uneingeschränkte Zugang zu Sprachkursen, zum Bildungs- und Ausbildungssystem, zum Arbeitsmarkt und zur vollen Gesundheitsversorgung ermöglicht werden muss.
  • Die AWO fordert die Beseitigung des verfassungswidrigen Zustands durch die zu geringen Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetzes. Dieses Gesetz muss abgeschafft werden und sollte durch die Anwendung der normalen Sozialgesetzgebung (SGB II und XII) ersetzt werden. Wir wollen keine Menschen zweiter Klasse. 
  • Die AWO fordert, die EU-Aufnahmerichtlinie muss umfassend und zeitnah ins deutsche Recht umgesetzt werden. Betroffen sind hier vor allem besonders Schutzbedürftige wie traumatisierte Schutzsuchende und unbegleitete Minderjährige. Die damit entstehenden Verzögerungen treffen vor allem notwendige Verbesserungen für die Aufnahme und die Unterstützung von „Unbegleiteten Minderjährigen Geflüchteten (UMG)“. Es sind dringend mehr Hilfen für die unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten und den mit ihren Familien eingereisten Kindern und Jugendlichen anzubieten. Dazu zählen besonders fachlich fundierte Betreuungs-, Bildungs- und Ausbildungshilfen entsprechend der UN Kinderrechtskonvention.
  • Die AWO, als  Träger vieler Kindertageseinrichtungen, fordert dringend den quantitativen Ausbau von Betreuungskapazitäten und eine deutliche qualitative Förderung, um den immer mehr gestiegenen Bedarf z.B. bei Spracherwerb und Betreuung von geflüchteten Kindern zu decken. Dazu gehört auch eine Fachkräftequalifizierung (im Bereich der Erzieher*innen, Sozialassistent*innen und Sozialarbeiter*innen) im Umgang mit geflüchteten, traumatisierten Kindern aus unterschiedlichen Kulturen und mit unterschiedlichen Sprachen.
  • Die AWO fordert die verstärkte Anerkennung und Förderung des großen bürgerschaftlichen Engagements bei der Unterstützung und Hilfe für geflüchtete Menschen. Nur eine wirklich gelebte Willkommens- und Anerkennungskultur schafft Vertrauen und schützt vor Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.
  • Die AWO fordert die Bundesregierung auf, sich bei der Europäischen Union dringend für eine gerechte, sozial verträgliche und den Bedürfnissen der Geflüchteten angemessene Verteilung und bessere Behandlung der geflüchteten Menschen einzusetzen und sich nicht weiter in Verteilungskämpfe zu begeben. Im Interesse der Humanität halten wir es für dringend erforderlich, dem Sterben im Mittelmeer etwas entgegenzusetzen, indem das so erfolgreiche Rettungsprogramm „Mare Nostrum“ unverzüglich wieder aufgenommen wird, gestützt durch die Tätigkeiten von Seawatch und Satellitenüberwachung und ausreichend unterstützt durch eine gesamteuropäische Finanzierung. 
  • Mit Blick auf die weitere Zukunft fordert die AWO die Ausweitung der aktiven Entwicklungszusammenarbeit in den Krisen- und Kriegsländern zu Vermeidung von Flucht und Vertreibung. Diese Hilfen müssen so gestaltet sein, dass die Länder in die Lage versetzt werden, aus eigener Kraft wieder eine Lebensperspektive für ihre Bevölkerung schaffen zu können. Dieser Prozess wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen und muss daher sofort in Gang gesetzt werden.
  •  

 

erarbeitet vom Jour Fixe Sozialpolitik, November 2015

 

Verband, Politik & Kommunikation

 

AWO Bezirksverband Hannover e.V.