Hannover. Der Kultusminister antwortete nicht schriftlich, sondern kam persönlich in die AWO Kita Laatzen, um sich mit Kita-Leiterin Martina Burbulla und ihrem Team über ihre Kritik am im März vorgelegten Gesetzesentwurf zur Novellierung des KiTaG auszutauschen. „Wir haben unsere Arbeit den Ansprüchen von Gesellschaft und Politik angepasst, merken aber, dass die Rahmenbedingungen nicht mehr zeitgemäß für die großen Herausforderungen sind“, schrieb Martina Burbulla im März 2021 in einem Brief an den niedersächsischen Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Der Brief entstand im Rahmen einer landesweiten Aktionswoche, an der sich zahlreiche AWO Kitas beteiligten.
„Total spannend“, fand Grant Hendrik Tonne den Brief aus der Laatzener AWO Kita und lobte die differenzierte Auseinandersetzung der Erzieherinnen mit dem Thema. Er stimme den Forderungen in vielen Punkten grundsätzlich zu, betonte aber: „Das was wir ins Gesetz reinschreiben, das muss umsetzbar sein.“ Dennoch sicherte der Minister zu, eine Perspektive zu geben und deutlicher „aufzuzeigen, wohin wir uns zukünftig entwickeln wollen“. Denkbar sei beispielsweise eine verankerte Frist, die dazu führe, dass das Gesetz in kürzeren Intervallen weiterentwickelt wird.
Der AWO Bezirksverband Hannover e. V. fordert ein Gesetz, das moderne Realitäten reflektiert: In dem persönlichen Gespräch stellte sich der Kultusminister der Kritik der Kita-Fachkräfte. Die gilt insbesondere dem, was dem vorgelegten Gesetz fehlt. Die Erzieherinnen schilderten, dass der Entwurf Aspekte ihrer Arbeit wie Sprachförderung, Demokratiebildung und Inklusion schlicht nicht widerspiegele. Schon in ihrem Brief hatte Martina Burbulla angemerkt, dass Kitas nicht mehr nur familienergänzend agieren. Moderne Rollenbilder, gesellschaftliche Veränderungen und politische Maßnahmen wie der Rechtsanspruch auf Betreuung hätten die pädagogische Arbeit grundlegend verändert. Ein neues KiTaG müsse diese Veränderungen der gesellschaftlichen Bedeutung von Kindertagesstätten reflektieren, um die Qualität der Arbeit vor Ort zu sichern.
Auch der Vorstandsvorsitzende des AWO Bezirksverbands Hannover e. V. Marco Brunotte übte zuletzt deutliche Kritik. Er bezeichnete den Entwurf als enttäuschend und forderte stattdessen ein Gesetz, das Qualität in den Vordergrund stelle und die Bedürfnisse der Kinder und Kita-Fachkräfte berücksichtige. Zu den dringlichsten Forderungen der AWO zähle die stufenweise Einführung der dritten Fachkraft in den Kindergartengruppen, zur Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels. Kindertagesstätten seien Bildungseinrichtungen und die AWO akzeptiere es nicht, dass die Niedersächsische Landesregierung bei der Bildung der Kleinsten in unserer Gesellschaft spare, so Brunotte.