Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen
schließen X


Unsere Leitlinien...

Marie Juchacz (1879-1956)
Sozialreformerin
Frauenrechtlerin
Gründerin der AWO
Mehr zu Marie Juchacz...

Ein Armutszeugnis – Kinderarmut in Deutschland

Wie kann es sein, dass in einem reichen Land wie Deutschland jedes 5. Kind von Armut bedroht ist?

Auf diese Fragestellung lässt sich die 2 ½ stündige Diskussionsveranstaltung zusammenfassen, zu der der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Hannover in Kooperation mit dem Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung am Dienstag, den 25.4., in den niedersächsischen Landtag eingeladen haben. Dass dieser Einladung rd. 100 Menschen nachgekommen sind, die der Veranstaltung konzentriert gefolgt sind und am Ende engagiert mit den Expertinnen diskutiert haben, zeigt, dass wir mit dem Thema einen Nerv getroffen haben.

In ihrer Begrüßung machte Isa Grossmann, Fachbereichsleitung Verband, Politik & Kommunikation, nochmal deutlich, dass in Deutschland etwas falsch läuft, wenn so viele Kinder arm oder von Armut bedroht sind. Ihre Antwort: „Strukturen stärken!“. Um Armut zu verhindern oder wenigstens die Folgen von Kinderarmut abzumildern brauchen Kinder und Eltern starke Institutionen.

 

Ministerin fordert einen "Systemwechsel" und eine Grundsicherung für Kinder

 

Die niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Carola Reimann, stellte anschließend die Pläne der Landesregierung zur Bekämpfung der Kinderarbeit vor. Als erstes müssten die Eltern – insbesondere die Alleinerziehenden – unterstützt werden. Schließlich gäbe es keine armen Kinder, sondern nur Kinder armer Eltern. Als zweite Baustelle benannte die Ministerin die staatlichen Leistungen, wo wir ihrer Meinung nach einen „Systemwechsel“ bräuchten: Die bisherigen familienpolitischen Leistungen müssten gebündelt und in eine so genannte Kindergrundsicherung überführt werden. Als dritten und letzten Punkt erläuterte Frau Dr. Reimann, dass die Landesregierung es sich zum Ziel gesetzt hat, die Kinder unabhängig der Armut der Eltern zu unterstützen.

Anschließend hat die Kinderarmutsexpertin Frau Professor Doktor Margherita Zander einen Überblick über die aktuelle Armutsbedrohung für Kinder und Jugendliche in Deutschland und Niedersachsen gegeben. Fußend auf ihren Forschungsergebnissen fordert sie zur Bekämpfung von Kinderarmut einen Ausbau der Präventivketten.

Die abschließende Diskussionsrunde wurde durch Beate Rempe, Leiterin der AWO-Kita in Stade, mit der Sicht aus der Praxis bereichert. Besonders beeindruckte sie das Publikum mit ihrer Schilderung, wie sie in ihrer täglichen pädagogischen Arbeit die Folgen von Kinderarmut zu lindern versucht.

Dass das Thema „Kinderarmut“ ein Thema ist, das viele Menschen bewegt, zeigte sich an der regen Beteiligung des Publikums an der Diskussion. Eine Teilnehmerin brachte so das Thema Demokratieerziehung als Kinderarmutsprävention mit in die Debatte ein. Professor Lothar Eichhorn, Mitautor der Handlungsorientierten Sozialberichterstattung Niedersachsen, schärfte den Blick für eine Gruppe besonders armutsgefährdeter Kinder und Jugendlicher: Kinder mit einem so genannten Migrationshintergrund sind sehr viel stärker von Armut bedroht bzw. leben sehr viel häufiger in Armut als andere Kinder.

 

Kinderarmut gehört auf der politischen Agenda ganz nach oben

 

Die engagierte Debatte und die große Zahl an Teilnehmenden hat dem AWO Bezirksverband Hannover nochmal deutlich vor Augen geführt, dass das Thema Kinderarmut ganz oben auf die Agenda gehört. Es ist nicht länger akzeptabel, dass Politik und Gesellschaft weitere Jahrzehnte mit der Diskussion über Kinderarmut verschwendet, während die Zahl armer Kinder auf einem viel zu hohen Niveau stagniert. Der AWO Bezirksverband Hannover favorisiert zwei Vorschläge zur Bekämpfung der Kinderarmut: Mittelfristig muss eine Kindergrundsicherung eingeführt werden. Kurzfristig brauchen die Institutionen Unterstützung, um die Folgen der Armut auszugleichen, um allen Kindern einen guten Start in ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Wir bleiben dran!